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Mitternachtskonzert mit dem Orchester Bad Freienwalde auf der Freilichtbühne

Es hat sich angefühlt wie die Erfüllung eines lang ersehnten Wunsches, nach dem kulturellem „Coronastillstand“ endlich wieder Spitzenmusik in heimischen Gefilden geboten zu bekommen, die man nicht verpassen sollte.

Nur so war auch der Ansturm auf die Freilichtbühne in Bad Freienwalde zu erklären, denn zum Einlass gegen 19 Uhr waren schon alle vorhandenen Sitzplätze belegt, sodass nur noch mitgebrachte Sitzgelegenheiten oder Stehplätze die letzte Option waren. Am Ende waren es wohl über 800 Gäste, die teils dicht gedrängt auf „ihr“ Orchester warteten und hofften, dass es nicht regnen würde, obwohl Wetterprognosen für diese Nacht nicht so rosig waren und das vorhandene Dach der Bühne nicht für alle Musiker reichte. Abgesehen von einem kleinen Schauer im Vorfeld des Konzertes und der sich daraus ergebenen nassen Bühne blieb es den Abend über trocken.

Kurz nach 19:30 Uhr begann das angekündigte Vorprogramm und die Musiker von „Los Knackos“ und der „Sonus“ Chor des Gymnasiums Bertold Brecht unter der Leitung von LMD Endrik Salewski betraten unter anspornendem Beifall die Bühne. Und los ging es gleich mit lockerem Jazz und Swing, bei denen die Musiker teilweise durch Gesang des Chores unterstützt wurden. Eine gelungene Mischung, die das Freienwalder Stammpublikum des Orchesters in dieser perfekten Qualität noch nicht kannte. Mit dem richtigen Gefühl für die richtige Musik zur passenden Zeit, verbunden mit dem richtigen Spruch, präsentierte E. Salewski mit seinem gewohnt lockeren Charme auch gleich „Tequila“ von „The Champs“, ein Highlight und ein Muss für die Freienwalder.

Zum Abschluss des Vorprogramms hatte die Band „Flu Jam“ ihren großen Auftritt. Fünf junge Musiker, die sich in ihrer Freizeit trotz vergangener Coronabeschränkungen aus Liebe zur Musik intensiv mit modernem Jazz auseinandersetzten, selbst komponierten und das Ergebnis hier zu Gehör brachten. Den Spaß dabei sah man ihnen an, obwohl diese Art Musik nicht jeden Geschmack traf – eine musikalische „Perle“ für Kenner war es auf jeden Fall. Eine Band, deren Namen man sich merken sollte.

Aufgrund des langen Vorprogramms und der feuchten Stühle und Notenpulte, die erst abgetrocknet werden mussten, begann das eigentliche Mitternachtskonzert des Orchesters Bad Freienwalde unter erwartungsfrohem Vorschussbeifall erst gegen 21 Uhr. Der LMD Endrik Salewski begrüßte jetzt offiziell herzlichst die anwesenden Gäste und brachte die Freude zum Ausdruck, nach drei Jahren ohne Freienwalder Mitternachtskonzert endlich mal wieder auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ zu stehen und zu musizieren, was seine 54 Musiker des Orchesters sichtlich teilten.

Präsentiert wurde den Gästen auf der voll besetzten Freilichtbühne nun ein Querschnitt durch die Genres der symphonischen Blasmusik für Orchester, beginnend mit „Firework“ in einem Arrangement von Michael Brown und einem Titel von Kees Vlag „Return To Ithaca“, für den das Jugendorchester Bad Freienwalde schon beim Deutschen Bundesmusikfest 2001 in Friedrichshafen ausgezeichnet wurde.

„Den Salewskis liegt die Musik im Blut und es liegt wohl in der Familie ...“ so kündigte Endrik seinen Sohn als Leiter des Jugendorchesters Bad Freienwalde an, der den „Raider’s March“ von John Williams dirigierte.

Das jetzige Freienwalder Orchester, dass sich durchweg aus aktiven und ehemaligen Musikern Bad Freienwalder Jugendorchester zusammen setzt, hat auch hervorragende Solisten hervorgebracht, von denen etliche am Abend ihr Können zeigten.

Herausragend war das Solo von Carlotta Baumgärtner mit Ennio Morricones berühmter Titelmusik aus dem Film „The Mission“ „Gabriel’s Oboe“, denn ihr besonders einfühlsamer Vortrag löste beim Publikum einen regelrechten Beifallssturm aus. Ebenso wie das Oboe-Solo von Dr. Stefan Heidemann, mit dem für Orchester und Oboe arrangiertem, technisch sehr anspruchsvollem „Libertango“ von Astor Piazzolla.

Als Landesmusikdirektor mit Musik im Blut hat Endrik Salewski nicht nur seine Musiker auf der Bühne im Griff, er ist auch ein hervorragender Entertainer, der das Publikum mit seiner lockeren Art immer gleich „in der Tasche hat“. So auch an diesem Abend. Erklärend und für jedermann verständlich, führte er durch das Programm, stellte die einzelnen musikalisch vorgetragenen Stilepochen vor und rückte die Musiker dabei ins „rechte Licht“.

Auch die Showeinlage des Freienwalder Karnevalvereins mit einer szenischen Darstellung wie aus „1000 und einer Nacht“ mit Unterstützung des Männerchores und des Orchesters wurde spektakulär von ihm interpretiert, nicht ganz ohne humoristisch spitzfindige Anmerkungen, die aber sehr gut ins Bild passten. Diese aufgelockerte Zäsur des Abends wurde vom Publikum mit Bravo- und Zugaberufen honoriert und war eine perfekte Überleitung in den leichteren und etwas popigeren Sound des Orchesters, wie „Cant’t By Me Love“ von den Beatles oder „Bohemian Rhapsody“ von Queen, Letzterer dirigiert von Florian Salewski und dies alles mit perfekt abgestimmter sanglicher Unterstützung des Sonus-Chores.

Im großen Finale mit allen Musikern, dem Männerchor und dem Sonus-Chor präsentierte das Orchester ein Medley mit 80er-Jahre Kulthits, das natürlich die Gäste von den Stühlen riss und auch einige zum Tanzen animierte. Sichtlich begeistert mit stürmischen Beifall und Bravorufen ließ das Publikum die Künstler natürlich nicht ohne Zugaben von der Bühne. Alles in allem ein gelungener Konzertabend nach der langen kulturellen „Abstinenz“. Das Mitternachtskonzert des Orchesters Bad Freienwalde war und ist immer wieder eines der größten Highlights der Saison in unserer Region, das es zu pflegen gilt. Erwähnenswert sei auch die perfekte Beleuchtung und akustische Aussteuerung durch die Event- und Medientechnik GmbH „SDF“, die mit ihrem musikalischen Verstand und Gehör den bestmöglichen Sound sicherstellte, sodass jeder Gast an jedem Platz, jede Stimme und jedes Instrument optimal wahrnehmen konnte.

Die Freienwalder können stolz sein und die meisten wissen und honorieren es auch, dass sich hier so viele Menschen für die musikalische Ausbildung der Kinder und Jugendlichen einsetzen und durch ihr Engagement ein Markenzeichen für unsere Region produziert haben. Der LMD Endrik Salewski und seit einiger Zeit auch sein Sohn Florian sind Garant für das international anerkannte hohe Niveau für Orchestermusik aus Bad Freienwalde, das gewürdigt werden kann und muss.

Zum Ausklang dieses bemerkenswerten Konzertabends und für Leute, die eine erstklassige Popmusik zur After-Show-Party mögen, spielte die Formation „Wanka“ auf dem Vorplatz der Freilichtbühne Livemusik zum Zuhören oder Tanzen bis etwa 1 Uhr nachts.